2025 Finnland, Norwegen Woche 6

 

Bodø-Forøy-Lovund 27/28-07-25

So, nun ist die 5.Woche auch schon um. Die Zeit fliegt und wir können diese vielen Eindrücke nur schwer verarbeiten. Am Sonntag ging es von Bodø nach Forøy. Von dort geht die erste von 6 Fähren auf der Küstenstraße. Die Küstenstraße beginnt 30 Kilometer hinter Bodø und ist ca. 630 Kilometer lang. Eine 630 Kilometer lange Straße, bei der du hinter jeder Kurve einen Stopp einlegen kannst und Fotos schießen kannst. Obwohl es die meiste Zeit geregnet hat, sind wir immer wieder beeindruckt von der Landschaft und dieser super Kulisse. Wir fahren diese Strecke nun zum dritten Mal.

Da ist es wieder. Zack schon vorbeigefahren. Das Café mit den alten Damen. Wir waren letztes Jahr auch schon einmal hier. Also umdrehen. Das Café, ein alter Schafsstall, wird von zwei älteren Damen und einem, ich schätze ihn auf gute 80 Jahre, älteren Herren bewirtschaftet. Es ist urgemütlich hier in dem Schafstall. Alle Tische belegt. Ist halt ein kleiner Stall. Aber wir durften uns netterweise bei einem älteren Pärchen mit an den Tisch setzten. Uns wurde das Traditionsgericht „Sour Cream Porridge“ empfohlen. Das hatten sich unsere Tischnachbarn. mit denen wir uns nett unterhalten haben, auch bestellt. Die Fahrt zu dem Café ist einer deren sonntäglicher Ausflüge. Sind ja auch nur 90 Kilometer von ihrem Wohnort. Also gut. Ich habe mir dann „Sour Cream Porridge“ bestellt. Was das genau ist kann ich nicht sagen. Es ist eine Milchspeise. Über die wird dann noch ein Löffel Fett oder was auch immer gegossen und anschließend kann man es sich mit einer Mischung aus Zimt und Zucker garnieren. Dabei werden ein paar Scheiben Wurst, Schinken und so eine Art Knäckebrot gereicht. Eine komische Zusammenstellung. Lecker, aber mächtig.

Heute am Montag haben wir den nächsten Tipp unserer Fährenbekanntschaft in Angriff genommen. Wir sind auf die Insel Lovund gefahren. Nicht ganz, denn es geht nur mit einer Fähre auf die Insel. Sie haben so von der Insel geschwärmt, das mussten wir sehen. Dort leben nur 500 Menschen und das Durchschnittsalter soll 30 Jahre betragen. Hier gibt es keine Arbeitslosen. Auf der Insel findet jedes Jahr ein unerklärliches Ereignis statt. Am 14.April kommen ca. 200.000 Papageientaucher auf die Insel. Man behauptet, die Papageientauchen hätten draußen auf dem Meer einen Kalender. Wie dem auch sei. Sie bleiben bis Ende August auf der Insel. Morgens verlassen sie die Insel, um auf dem Meer nach Nahrung zu suchen. Abends zwischen 20 und 22 Uhr kommen Sie zurück auf die Insel. Das mussten wir uns ansehen. Leider kommt man nur bis zu einem Punkt, bei dem man die Vögel nicht stört. Für die Kamera (oder besser das Objektiv) nicht nah genug, um die Vögel gut abzulichten. Wir haben es trotzdem probiert. Vielleicht ist ein Foto von 335 Stück, die wir aufgenommen haben, zu gebrauchen. Bei unserer kleinen Runde auf der Insel haben wir ein Sportgeschäft gesehen, das 24/7 geöffnet hat. Also mal rein in das Geschäft. Niemand da. Da steht alles rum: Elektrofahrräder, Elektroroller, Kajaks inkl. der kompletten Ausrüstung, Schwimmwesten usw. – alles zum Mieten. Du nimmst es auf Treu und Glauben und bezahlst mit der Karte. Fertig. In Deutschland für mich undenkbar. Unser Übernachtungsplatz liegt an einem Sportplatz und ist super ausgestattet. Dusche, Toilette alles nagelneu und für uns fast alleine, denn es ist nur noch ein Pärchen mit einem Zelt dort. Einsam und verlassen aber super. Wir sind froh über die Bekanntschaft auf der Fähre. Danke.

Ach so, heute haben wir während einer der 6 Fährfahrten der Küstenstraße den Polarkreis überschritten. Ab jetzt wird es Richtung Süden abends immer etwas dunkler. Aber das Licht hier auf der Insel ist in der untergehenden Sonne atemberaubend. Vielleicht kann man es auf den Fotos erkennen. 

Hier die Strecke von Bodo nach Forøy

Hier die Strecke von Forøy nach Lovund

 

 

Lovund-Nesna-29-07-25

Wir verlassen diese Insel mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Das weinende, es ist hier wie im Märchen, alles etwas unwirklich. Eine Insel die ihres Gleichen sucht. Eine heile Weltinsel, so kommt es uns vor. Da gibt es direkt im Dorf einen mit viele Liebe angelegten Strand und überhaupt ist hier alles mit viel Liebe angelegt. Das hört nicht einmal beim Wandern auf. Da findest du auf den Wegen lauter kleine Eisenmännchen und Schilder mit Geschichten zur Insel und den Papageientauchern.

Da wir ja nur Camper auf Zeit sind, nutzen wir nicht jeden Tag unsere Möglichkeiten an Bord völlig aus. Bedeutet, gestern Abend haben wir uns eine Pizza gegönnt. Die Norweger können Pizza, und heute Morgen haben wir im einzigen Hotel das mehr als üppige Frühstücksbuffet genossen. Nach dem Frühstück haben wir eine kurze Wanderung unternommen. Wir hatten noch einmal die Gelegenheit, diese unbeschreibliche Landschaft bei bestem Wetter zu bestaunen. Die Insel Lovund ist von unzähligen Miniinseln umgeben, was ein super Bild ergibt. Unterwegs haben wir dann noch einige Moltebeeren, die am Wegesrand wachsen, verdrückt. Lecker, so frisch.

Bevor wir die Insel verließen, haben wir in dem einzigen Café auf der Insel noch einen Kaffee und eine Zimtschnecke verdrückt. Es gibt hier auf der Insel von jedem nur eins. Ein Hotel, ein Bistro, ein Café, einen Lebensmittelladen usw. In dem Café befand sich eine Ausstellung alter Schiffsmotoren. Auch dort war die Liebe zum Detail deutlich zu sehen, wie auf der ganzen Insel.

Das lachende Auge, es geht weiter auf der Küstenstraße von der wir die ersten 180 Kilometer hinter uns haben. Es folgen also noch über 400 Kilometer, die wir mit vollen Zügen genießen werden.

Hier die Strecke

 

 

Nesna-Tjøtta-30-07-25

Heute morgen sind wir in einer Wolke wach geworden. Die Sicht war null und es war kalt draußen. Aber wir sind ja gut gerüstet. Heizung, warmes Wasser – alles an Bord. Nach dem Frühstück ging es nach einigen Kilometern in Richtung „Kraftwerk Øvre Forsland“.

Das Kraftwerk Øvre Forsland gilt als Norwegens und weltweit schönstes Wasserkraftwerk und wurde für zahlreiche Preise nominiert. Bei den Architizers A+ Awards 2016 in New York gewann es in der Kategorie Architektur und Nachhaltigkeit. Dies ist die weltweit wichtigste Auszeichnung für spektakuläre Architektur.

Das Kraftwerk nutzt die verfügbaren Wasserressourcen des Gewässers und fördert gleichzeitig, durch den Bau von Straßen und Picknickplätzen, die Freizeitgestaltung im Freien. Es versorgt 1700 Haushalte.

Für die Technikfreaks unter den Lesern. Das Kraftwerk nutzt Francis-Turbinen. Diese Turbinenart gibt es sehr häufig in Wasserkraftwerken, weil sie effizient bei mittleren bis hohen Fallhöhen arbeitet.

Die Wandertour zu dem Kraftwerk startete an einem Parkplatz, der wahrscheinlich auch einen Preis erhält, wenn es Auszeichnungen für Parkplätze geben würde. Wir standen alleine auf dem riesigen Platz. Der Weg zum Kraftwerk führte über eine 6 Kilometer lange Schotterstraße mit einigen Höhenmetern. Auf der Tour zum Kraftwerk sind uns, sowohl auf den 6 km hin und den 6 km zurück, keine Menschen begegnet. Nur ein paar Libellen und Vögel kreuzten unseren Weg. Das Kraftwerk war leider geschlossen, niemand da. Schade. Aber es hat sich trotzdem gelohnt. Erstens haben wir eine Tüte Chips auf der Strecke abgearbeitet und zweitens ist die Architektur für ein Kraftwerk wirklich besonders. Für heute sind wir platt. Es war ein schöner Tag, den wir jetzt hier am Campingplatz in Tjøtta beenden. An einem Platz am Wasser mit leckeren Getränken.

Hier die Strecke

 

Tjøtta-Kjelleidet-31-07-25

Heute keine besonderen Vorkommnisse. Außer der leckeren Pizza aus dem Steinofen. Drei der insgesamt 6 Fähren, die du entlang der Küstenstraße nehmen musst, haben wir heute erledigt. Es kommen gelegentlich noch einige dazu, wenn wir einen Abstecher zu einer anderen Insel machen. Wir sind also geübt im Fährenfahren. Morgen geht es für zwei Tage auf die Insel Leka.

Ach so, was ich letztens vergessen habe, als wir auf der Insel Lovund waren.

1726 wurde auf Lovund eine Steuer auf den Papageientaucherfang eingeführt. Die jährliche Gebühr für den Papageientaucherfang betrug 1 Vog Stockfisch. Die entsprechende Gebühr für den Betrieb der gesamten Lovund-Farm betrug 3 Vog. Der jährliche Fang der Vögel betrug 20.000 Stück. Papageientaucherfedern waren am wertvollsten. Rund 50 Vögel lieferten 1 kg Federn. Die Federn wurden für Kissen und Decken verwendet. In Martna konnte man ein Fass Federn gegen eine Nordlandkuh eintauschen. Ein Papageientaucher liefert etwa 100 Gramm Fleisch. Der Papageientaucherfang wurde 1951 verboten.

 

Die Erklärung für die Gewichtseinheit VOG.

Quelle Wikipedia

Das Vog, auch mit (der) Wage, (der) Waage und (die) Waag oder Wog[1] bezeichnet, war ein altes Gewichtsmaß. Es galt in Russland, Norwegen und Dänemark.

Man rechnete beim Tabak-, Hanf- und Fischhandel (Stockfisch) mit diesem Maß. In Dänemark wurden auch Federn und Talg damit gewogen und es galt das norwegische Gewichtsmaß.[2] In Russland war das Gewicht um 1/6 leichter als das norwegische und es galt:

In Norwegen galt:

  • 1 Vog = 36 Pfund = 17,979 Grammes[3]
  • 1 Vog = 3 Bismar/Bismer-Pfund = 36 Pfund = 18 Kilogramm[4]
  • 1 Schiffslast (mit Stockfisch) = 70 Vog = 2520 Pfund[5]

Einzelnachweise:

  1. Georg Thomas Flügel: Cours-Zettel: fortgeführt als Handbuch der Münz-, Maß- u. Gewichtskunde, sowie des Wechsel-, Bank-, Staatspapier- u. Aktienwesens europäischen u. außereuropäischen Länder und Städte, für Banquiers, Kauf- u. andere Geschäftsleute. Jägersche Buch-, Papier und Landkartenhandlung, Frankfurt/Main 1846, S. 99.

  2. Leopold Carl Bleibtreu: Handbuch der Münz-, Maß- und Gewichtskunde und des Wechsel-Staatspapier-, Bank- und Aktienwesens europäischer und außereuropäischer Länder und Städte. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart 1863, S. 431.

  3. Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde …. Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg/Leipzig 1830, S. 370
  4. Christian Noback, Friedrich Eduard Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichtsverhältnisse …. Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851, S. 452

  5. Christian Noback, Friedrich Eduard Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichtsverhältnisse …. Band 1, F. A. Brockhaus, Leipzig 1851, S. 198.

Hier die Strecke

 

 

Kjelleidet-Leka-Kvisterø 01/02/03-08-25

Die Fahrt von Kjelleidet war nur ein kurzer Trip bis zur Fähre in Gutvik, die uns auf die Insel Leka bringt. Nach 20 Minuten waren wir auf der Insel. Christel hatte im Vorfeld schon einen Platz reserviert. Wir kennen den Campingplatz und haben uns einen Ort direkt mit Blick auf das Meer gewünscht. Das hat geklappt – mit anderen Wohnmobilen haben wir einen unverbaubaren Blick auf das Wasser und die umliegenden Inseln.

Fahrräder startklar machen für eine Runde über die Insel. Es gibt nur eine Hauptstraße. Verfahren unmöglich. Einmal rum sind 30 Kilometer. Allerdings mit einigen Höhenmetern. Die haben uns im letzten Jahr fast zur Aufgabe gezwungen, so steil ist es teilweise. Wir haben aufgerüstet. Wir haben uns Fahrräder mit Motor zugelegt. Es ging also entspannt los. Die erste Rast haben wir in einem Selbstbedienungskaffee gemacht. Das ist ein voll ausgestattetes Café. Es gibt dort alles – Waffel, frischen Kaffee, eine Tiefkühltruhe mit gefrorenem Fleisch und Eis. Eine offene Zigarrendose für Bargeldzahler oder die Möglichkeit mit dem Handy zu zahlen. Niemand im Laden. Ich glaube, da kommt nur gelegentlich jemand vorbei, um frische Waffeln und Kaffee aufzufüllen. Dann ging es entspannt weiter durch eine unbeschreibliche Landschaft. Da türmen sich links und rechts die riesigen ockerfarbenen Berge auf. Das sieht aus wie in den Rocky Mountains. Und in der Mitte der Straße siehst du in der Ferne das Meer. Einfach traumhaft.

 

Der Folgende Text ist von einer Hinweistafel auf der Insel

Die Erde von innen nach außen

Vor 400 Millionen Jahren wurde die ozeanische Kruste dort an Land geschoben, wo Sie heute stehen und wir die Berge und die reiche Vielfalt der Felsen in ihren Grau-, Rot- und Gelbtönen betrachten. Kein Wunder, dass Leka als Nationaldenkmal der geologischen Vergangenheit Norwegens gilt. Leka ist berühmt für die dramatische Geschichte von Svanhild, dem dreijährigen Mädchen, das von einem Adler gefangen und später von einem hohen Bergvorsprung gerettet wurde: ein wahres Märchen aus dem Jahr 1932, das der alten Legende von den Trollbergen am südlichen Ende von Leka gleichkommt, wo Lekamøya Hestemannens Pfeil entkam und die Sonne alles in Stein verwandelte.

 Leka ist eine Fundgrube für Neugierige. Die Geschichte, die es über die Erdgeschichte erzählt, ist weltweit nahezu einzigartig, als hätte die Zeit selbst die Tiefen der Erde freigelegt. Eine Augenweide – der freigelegte Erdmantel, Überreste der uralten ozeanischen Kruste, die sich vor Äonen unter Urmeeren gebildet hat, Kissenlava, Tiefseesedimente und Sedimentgesteine – ein weit geöffnetes Lehrbuch der stürmischen Kräfte des Planeten. Ein Leckerbissen für Neugierige ist auch Herlaugshaugen – Norwegens größter Schiffswagen aus der Wikingerzeit, die majestätischen Heidelandschaften mit den Steinhaufengräbern bei Skeisnesset und die magischen Höhlenmalereien von Solemhula.

Abends dann noch einen kleinen Abstecher in das einzige Restaurant auf der Insel. Die Speisekarte las sich gut. Leider hatten wir schon zu Abend gegessen. Aber ein Nachtisch geht ja immer. Für Samstag haben wir uns dann einen Tisch gesichert. Nach einer kurzen Wanderung (mehr war heute nach der gestrigen Tour nicht drin) haben wir bis zum Restaurantbesuch gefaulenzt. Unsere Tischnachbarn sind mit dem eigenen Boot auf die Insel zum Essen gekommen. Nur eine kurze Fahrt meinten sie, 2 Stunden durch die Inseln bis hierher. Na ja. Heute haben wir die Insel Leka verlassen und sind jetzt 2 Kilometer vor der nächsten Fährfahrt. Ich brauche ja wohl nicht zu erwähnen, dass wir wieder direkt am Wasser übernachten.

Hier die Strecke

 

Woche 5                                                                                                                              Woche 7